Christuskirche
An der Christuskirche 1, 44787 Bochum
Die evangelische Christuskirche in der Bochumer Innenstadt ist ein Mahnmal gegen den Krieg. Ihr Vorgängerbau, eine neogotische Kirche aus dem Jahr 1879, wurde bei einem Bombenangriff 1943 zerstört. Lediglich der Turm dessen Eingangshalle 1929–31 zu einer Gedenkkapelle für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs umgebaut worden war, blieb erhalten. 1957 entwarf Dieter Oesterlen den Neubau, der sich deutlich vom alten Turm absetzt, zugleich aber eine Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes sucht. Der Turm erinnert an die Zeit der Großstadtwerdung, das moderne Schiff steht für den Neuanfang nach NS-Regime und Krieg. Die Kombination von altem Turm und neuem Langhaus ähnelt der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, deren von Egon Eiermann entworfener Ergänzungsbau ebenfalls 1957–1959 entstand.
Charakteristisch für die Saalkirche in Bochum sind die „gefalteten“ Flächen von Seitenwänden und Dach. Während das Stahlbetondach mit Kupfer gedeckt wurde, wechseln sich bei den Wänden Ziegelsteine und Betonglas ab. Die Fenster mit ihren abstrakten grafischen Mustern gestaltete der Darmstädter Bildhauer Helmut Lander. Sie sind der einzige Schmuck des Kirchenschiffs, das ansonsten nur ein schlichtes Kreuz über dem Altar aufweist. Damit bildet es einen Gegensatz zur reich ausgestatteten Kirche des 19. Jahrhunderts.
Mitte der 1990er Jahre konnte eine Bürgerinitiative den schon geplanten Abriss des einsturzbedrohten Turms verhindern. Sie sammelte Spenden, um die Sanierung zu finanzieren, und lenkte durch verschiedene kulturelle Aktivitäten den Blick auf das gefährdete Denkmal. So konnte der Turm mit der Gedenkhalle erhalten werden. Als „Kirche der Kulturen“ wird der gesamte Bau seit 2000 für religionsübergreifende liturgische und kulturelle Veranstaltungen genutzt.
Als Beitrag zur Kulturhauptstadt Ruhr.2010 initiierte der Künstler Jochen Gertz die Neugestaltung des Vorplatzes. Die Bürger Europas waren dazu aufgerufen, sich auf dem „Platz des Europäischen Versprechens“ zum europäischen Frieden zu bekennen. Gertz reagierte damit auf eine Tafel in der Turmhalle, auf der 1931 die 28 „Feindstaaten Deutschlands“ festgehalten wurden. Rund 15.000 Namen, eingefräst in 63 Basalt-Platten, stehen heute, an einem Ort des Gedenkens zweier Weltkriege, für das Friedensversprechen.