Krupp-Hochhaus
Alleestraße 165, 44793 Bochum
Als erstes Hochhaus Bochums nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet, markiert das Krupp-Hochhaus als Solitär die westliche Grenze der Bochumer Innenstadt. Die Ansprüche an den Bau waren vor allem Modernität, Repräsentation und eine zentrale Lage zu den Werksanlagen des Bochumer Vereins für Gussstahlfabrikation. Mit einer Höhe von 46,2 Metern, einer Länge von 59 Metern und einer Breite von 14,5 Metern konnte es der 13-geschossige Bau mit vergleichbaren aufnehmen. Durch die Ausrichtung des Gebäudes entlang der Nord-Süd-Achse wurde sichergestellt, dass alle Räume ausreichend mit Tageslicht versorgt wurden.
Die Aufzüge und der Versorgungskern befinden sich nicht in der Mitte des Hochhaus-Riegels, sondern an der Kopfseite im Süden. Damit sollte bei Bedarf eine Erweiterung des Gebäudes möglich sein.
Östlich ist dem Hochhaus eine eingeschossige Eingangshalle vorgelagert, auf der Westseite führt ein Verbindungsgang zu einem eingeschossigen Speisesaal.
Die Fassaden sind durch ein rhythmisches Raster von 800 Fensteröffnungen regelmäßig gegliedert. Nur in der 12. Etage wird diese Struktur aufgebrochen: An der West- und Ostseite ist jeweils eine Loggia eingeschnitten, dahinter liegt der Sitzungssaal des Vorstandes. Im Erdgeschoss ist der Bau mit Schiefer verkleidet, in den oberen Etagen mit Natursteinplatten. Auch die Erzeugnisse des Bauherrn kamen zum Einsatz: Für die Fensterrahmen, die Gesimsverkleidungen der Nebengebäude und die Verkleidung der 25 Betonpfeiler des Hochhauses wurde nicht-rostender Edelstahl verwendet.
Architekt Wilhelm Seidensticker, der auch das Rathaus in Waltrop plante, setzte in seinem Entwurf alle Anforderungen an ein modernes Verwaltungshochhaus um. Der Grundriss ermöglicht größte Wirtschaftlichkeit und Funktionalität, vor allem durch die flexibel einzusetzenden Innenwände. So wurde das Hochhaus schon zu seiner Entstehungszeit hoch gelobt und von der Architektenkammer NRW als „vorbildliches Bauwerk“ ausgezeichnet.
Schon bald danach begann jedoch die Krise der Stahlindustrie und damit auch die ungewisse Zukunft des Hochhauses. Der Bochumer Verein fusionierte mit der Hütten- und Bergwerke Rheinhausen Ag, die zum Krupp-Konzern gehörte. Ab 1965 wurde das Gebäude von den Friedrich-Krupp-Hüttenwerken genutzt, bis die Nachfolgegesellschaft ThyssenKrupp den Standort 2006 aufgab. Das Gebäude wurde von einem Immobilienfonds übernommen, stand jedoch jahrelang weitgehend leer. Nach Zwischennutzung durch die Knappschaft Bahn-See bezog 2016 das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in einen Großteil der 13 Etagen. Im Zuge dessen wurde das Gebäude teilweise saniert. Wie es nach Auslaufen des Mietvertrags 2019 weitergeht, ist noch unklar.