Metastadt
, Dorsten
Die Metastadt stellte eine der wenigen Realisationen technischer Utopie der 1960er Jahre dar. Weltweit wurde von Architekten an einem standardisierten, industriell hergestellten Raumsystem mit variablen Rahmen für vielfältige architektonische Nutzungen gearbeitet. Tatsächlich sind Bausysteme aus einem Stahlbetonskelett mit Standardbauteilen mehrfach konzipiert und vermarktet worden. Komplette, vorgefertigte Raumeinheiten aber blieben selten.
Der Münchener Architekt Richard J. Dietrich hatte seit 1965 Entwicklungsarbeit dazu geleistet und gründete eine Fertighausfirma zur Umsetzung einer Art „Metastadt-System“. Er betonte, dass dieses System nur als Ergänzung und nicht als Ersatz für die traditionelle Stadt dienen sollte. In Wulfen hingegen wurde die „Metastadt“ Teil eines großen Neubaugebietes, der „Neuen Stadt Wulfen“.
Das Bausystem ist auf eine überschaubare Anzahl von Einzelelementen reduziert. Neben wenigen Konstruktionselementen und Fassadenteilen existieren Wände, Deckenelemente, Sanitärblöcke und Einbauschränke.
Das experimentelle Wohnhaus „Metastadt“ umfasste 103 Sozialwohnungen und im Erdgeschoß einen Kindergarten und einige Läden. Ursprünglich war eine wesentlich weiträumigere Anlage vorgesehen gewesen. Die terrassierte und gestaffelte Gebäudeformation besaß eine differenzierte, körperhafte Gesamtstruktur. Diese wurde gebildet aus einem biegesteifen Stahltragwerk in das die einzelnen Kuben mit einer Seitenlänge von 4,20 Metern und einer Höhe von 3,60 Metern beliebig gestapelt werden konnten. Die äußerst karge Gestaltung der Kuben und deren stetige Wiederholung bewirkten aber ein eher schlichtes und wenig ambitioniertes Erscheinungsbild.
Die Planungen für die gesamte „Neue Stadt Wulfen“ mit 50.000 Menschen stellte sich schon frühzeitig als überdimensioniert heraus. Mangelnde Pflege verschlechterte die Bausubstanz der Metastadt. Ein Sanierungsaufwand von 10 Millionen D-Mark wurde kalkuliert. Die Demontage war wesentlich günstiger, so dass die Metastadt 1987 beseitigt wurde.