Neue Stadt Wulfen
Wulfen-Barkenberg, 46286 Dorsten
Die Neue Stadt Wulfen wurde in den 1960er Jahren als Modellstadt geplant und gebaut. Mit der Nordwanderung des Bergbaus wurde die Schaffung neuer Siedlungen für die Bergleute und ihre Familien erforderlich. Eine lebenswerte Stadt mit qualitativ hochwertigem Wohnraum und einer hochmodernen Infrastruktur für 50.000 Einwohner sollte im bislang dörflich geprägten Gebiet zwischen dem Ruhrgebiet und dem Münsterland entstehen. Bei den Planungen musste weder auf einen historischen Stadtgrundriss Rücksicht genommen werden, noch war der Grundstückserwerb sonderlich problematisch. So konnten im Sinne des zukunftsorientierten Geistes der Zeit neue städtebauliche Leitbilder umgesetzt werden.
1961 wurde ein internationaler städtebaulicher Wettbewerb ausgerufen, den das Team um Fritz Eggeling für sich entschied. Funktionsmischung und Typenvielfalt waren die Charakteristika, an denen sich die Planungen orientierten.
Umgesetzt wurden die Ideen von einer neu gegründeten Entwicklungsgesellschaft mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen ging der Realisierung voraus: Prognosen zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung, Gutachten zu Umweltaspekten, ein Generalverkehrsplan und weitere strukturelle Bewertungen flossen in die Planung ein.
Zu den Merkmalen gehörte die strikte Trennung von Autostraßen und Bereichen für Fußgänger und Radfahrer.
Im Laufe von mehr als zwanzig Jahre entstanden alle Einrichtungen, die eine funktionierende Stadt braucht: Schulen und Kindergärten, Kirchen und Gemeindehäuser, Verwaltungs- und Kulturbauten, Handelsimmobilien und Gewerbeflächen. Vor allem die Wohnbauten sind es aber, die Wulfen zu einem architektonisch herausragenden Ort machen. Ausgehend von mehreren Bundeswettbewerben für experimentelles Bauen wurde ein breites Spektrum unterschiedlicher Bauformen realisiert, vom Bungalow-Fertighaus bis zu mehrgeschossigem Wohnungsbau in Modulbauweise. Einige der funktionalen und konstruktiven Experimente scheiterten, wie die „Metastadt“, die 1987, nur 12 Jahre nach ihrer Errichtung, wegen bautechnischer Mängel wieder abgerissen wurde. Es gibt aber auch Erfolgsgeschichten, wie die der Finnstadt, eines Ensembles aus fünfgeschossigen Häusern, die aufgrund ihrer individuellen Grundrisse und der großen Terrassen bis heute beliebte Wohnlagen sind.
Die angestrebte Einwohnerzahl wurde nie erreicht. Heute leben rund 14.000 Menschen in Wulfen, das 1975 als Ortsteil Wulfen-Barkenberg in die Stadt Dorsten eingegliedert wurde.