Verwaltung der Herta KG
Westerholter Straße 750, 45701 Herten
50 Jahre nachdem seine Vorfahren eine kleine Metzgerei in Herten eröffnet hatten, nannte Karl Ludwig Schweisfurth das Unternehmen 1947 um: Der Name „Herta“ steht seitdem für einen europaweit agierenden Hersteller von Fleisch- und Wurstwaren. Mit der zunehmenden Expansion in den Folgejahren wuchs auch der Bedarf eines größeren Verwaltungsgebäudes, das 1972 fertiggestellt wurde. Architekt war Werner Ruhnau, der unter anderem auch das Musiktheater im Revier in der Nachbarstadt Gelsenkirchen entwarf.
Das Herta-Verwaltungsgebäude umfasst 5.880 Quadratmeter auf zwei Etagen. Der flache Stahlbetonskelettbau ist durch Vor- und Rücksprünge rhythmisiert. In der Fassade wechseln sich geschlossene Flächen ab mit verglasten Bereichen, die so angeordnet sind, dass sie den Mitarbeitern sowohl bei sitzender als auch bei stehender Tätigkeit den Ausblick ermöglichen. Das Dach ist eine Stahlbinderkonstruktion mit Stahlbetonstützen.
Im Erdgeschoss befinden sich Bereiche für Besucher und Versorgungsräume, im oberen Stockwerk liegt ein Großraumbüro. Ruhnau orientierte sich an dem damals innovativen Konzept der „Bürolandschaft“ mit terrassierten Flächen und dem Verzicht auf lange, schmale Korridore. Flexible Wandelemente ermöglichten die Unterteilung. Die Gliederung des Großraumes wird durch die Anordnung von zwei Gartenhöfen, von denen einer durch beide Geschosse geht, ergänzt. In den Terrassierungen des Daches sind durchgehende Oberlichter angeordnet. Der Luftraum der beiden Geschosse steht durch die Öffnungen der Treppen, die Durchblicke zwischen den Terrassen und den durch beide Geschosse durchgehenden Gartenhof miteinander in Verbindung.
Wie auch beim Musiktheater verfolgte Ruhnau in Herten eine enge Verbindung von Architektur und Kunst. Der Kunstliebhaber Schweisfurth erwarb einige Werke bedeutender zeitgenössischer Künstler, die in den verschiedenen Bereichen des Gebäudes aufgestellt wurden. Dazu zählen Arbeiten von Daniel Spoerri, Hugo Kükelhaus und Christo. Kontrovers betrachtet wurde die Installation Mit(H)ropa von Wolf Vostell, die sich mit industrieller Produktion von Fleischwaren auseinandersetzt. Ursprünglich war sie im Pausenbereich des Werks aufgestellt. Heute ist sie im Skulpturenmuseum in Marl zu sehen.
Karl Ludwig Schweisfurth verkaufte Herta 1984 an den Nestlé-Konzern und wandte sich der ökologischen Landwirtschaft zu.