Wohnbaukomplex Hannibal I
Bornstraße 77–85, 44145 Dortmund
Der "kleine Hannibal" stellt eine Form der in den Nachkriegsjahren als modern betrachteten "Wohnmaschine" dar. Mit 232 Wohneinheiten auf bis zu 12 Etagen sollte er den Bewohnern des Dortmunder "Sanierungsgebiets Nord II" hellen und gut belüfteten Wohnraum bieten. Zum Bau notwendig war vorab der Abriss einiger zum Teil intakter, zum Teil wieder aufgebauter Häuser an der Born- und Jägerstraße.
Fast alle Wohnungen wurden so angelegt, dass sie sich auf halbgeschossig versetzten Ebenen, den Splitleveln, von der Bornstraße bis zum begrünten Innenhof zogen. Jedes der Appartements wurde mit einem großen Balkon mit integrierten Pflanztrögen und Sonnenbrechern versehen. Durch die Staffelung des Baukörpers sind die Wohnungen der oberen Geschosse weniger tief.
Während der Gebäudeteil an der Bornstraße über die Treppentürme erschlossen ist, handelt es sich beim Block an der Jägerstraße um zwei Laubenganghäuser, in denen die Wohneinheiten über hofseitige Laubengänge erreicht werden. Im Innenhof befindet sich eine weitere Reihe von drei Splitlevel-Typen. Die Masse der Gebäude wurde durch die Geschossverjüngung, die offenen, doppelstöckigen Loggien und die teils rostrot gestrichenen Sonnenbrecher aufgelockert und abwechslungsreich gestaltet.
Die sorgsam eingesetzten Farbakzente und die Sichtqualität des Betons, der in vorgefertigten Fertigteilen verbaut wurde, gingen großteils bei den letzten Renovierungsmaßnahmen verloren. Zudem nahm die anfängliche Euphorie deutscher Hochhaussiedler bereits wenige Jahre nach der Eröffnung rapide ab. Genau wie der große Bruder des kleinen Hannibal, der zeitgleich errichtete Wohnkomplex Hannibal II in Dortmund Dorstfeld, avancierte das Gebäude zum Symbol des entmenschlichten Massenwohnungsbaus.