Heinrich-Thöne-Volkshochschule
Bergstraße 1–3, 45479 Mülheim an der Ruhr
Ein „Raumprogramm für das Bildungszentrum Ruhr“ hatte der Kulturausschuss der Stadt Mülheim an der Ruhr im Juni 1969 gefordert. Nach zehn Jahren, in denen das Konzept geschärft, ein Wettbewerb ausgeschrieben, geplant und gebaut wurde, öffnete dieses Haus der Erwachsenenbildung 1979 seine Türen für die Mülheimer Bürger – als Heinrich-Thöne-Volkshochschule.
Die Mülheimer VHS steht exemplarisch für viele Bauten dieser Art, die ab Mitte der 1960er Jahren entstanden. 1964 hatte der damalige Kultusminister Paul Mikat in einer „Denkschrift über den Ausbau der Erwachsenenbildung im Lande Nordrhein-Westfalen“ den Mangel an eigenen Räumlichkeiten für diese Zwecke kritisiert. Nur wenige Volkshochschulen hatten eigene Häuser wie die „Insel“ in Marl. Erst 1974 wurde Weiterbildung als 4. Säule des Bildungswesens auch gesetzlich verankert und damit zu einer kommunalen Aufgabe. In diesem Zuge verstärkten sich auch die Bemühungen der Stadt Mülheim an der Ruhr, die schon angestoßenen Planungen zu konkretisieren. 1975 wurde nach längeren Debatten die Umsetzung des ersten Bauabschnitts beschlossen.
Der Entwurf war bereits 1972 bei einem Wettbewerb gefunden wurden, zu dem man vier Architektengemeinschaften eingeladen hatte, unter denen sich das Team Seidenstricker, Spantzel, Teich, Budde, Gutsmann, Jung durchsetzen konnte. Weiterentwickelt und ausgeführt wurde der Entwurf von Dietmar Teich.
Die Volkshochschule liegt westlich der Innenstadt an einem Hang oberhalb der Ruhr. In der Nähe befinden sich das Schloss Broich und die Stadthalle. Das gestaffelte Gebäude auf unregelmäßigem Grundriss passt sich den topografischen Gegebenheiten an und schafft über kleine Terrassen und Treppen Bezüge zum Außenraum.
Der Stahlbetonbau zeichnet sich außen durch den Wechsel von hellen und dunklen Zonen aus, die sich durch die weißen Betonbrüstungen aus Fertigteilen und die im Inneren sind die Ebenen halbgeschossig zum zentralen Foyer versetzt. So entstehen räumliche Einheiten, die den unterschiedlichen Funktionsbereichen Gymnastik, Werken, Naturwissenschaften und Elektronik zugeordnet werden können. Ein Farbleitsystem unterstützt die Orientierung.
Um den Charakter traditioneller Schulbauten zu vermeiden, wurden die Kursräume in Gruppen zusammengefasst und um Kommunikationsflächen angeordnet, die wiederum mit Außenterrassen verbunden sind. Die Grundrisse der Kursräume heben sich bewusst von der üblichen Klassenzimmergestaltung ab und ermöglichen eine flexible Möblierung. Zur Verfügung stehen unter anderem Gymnastikräume, Labore, Werkstätten und Ateliers, aber auch eine Cafeteria sowie Räume für Verwaltung und Dozenten.
Nicht realisiert wurde ein zweiter Bauabschnitt mit Studio-Theater.
Seit einigen Jahren steht die Heinrich-Thöne-Volkshochschule im Mittelpunkt öffentlicher Diskussionen, da die Stadt einen Verkauf des Grundstücks in Erwägung zieht. Seit 2017 steht das Gebäude aufgrund von Brandschutzmängeln leer. Über die Umsetzbarkeit und die Kosten der Sanierung wird gestritten. Eine Bürgerinitiative setzt sich mit Unterstützung des Architekten Dietmar Teich für den Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes in seiner ursprünglichen Funktion ein.