Heinz-Hilpert-Theater
Kurt-Schumacher-Straße 39, 44532 Lünen
Am Rande der Lüner Innenstadt, direkt an der Lippe, liegt das 1958 eröffnete Heinz-Hilpert-Theater.
Sein Architekt Gerhard Graubner, ein bedeutender Vertreter der „Stuttgarter Schule“, hatte während der NS-Zeit den Ausbau Düsseldorfs zur Gauhauptstadt geplant. Später machte er sich vor allem mit (Wiederaufbau-)Planungen für Theater einen Namen, darunter das Bochumer Schauspielhaus und die Stadthalle in Mülheim an der Ruhr.
Durch diese Projekte erregte er 1955 die Aufmerksamkeit der Lüner Stadtspitze, die den Bau einer Stadthalle mit zwei Sälen, Bühnenhaus und Gaststätte beabsichtigte. Nach Diskussionen in Stadtrat und Bevölkerung, aber auch mit dem inzwischen beauftragten Architekten Graubner wurden die Planungen auf den Bau eines „klassischen“ Theaters mit Rang und Logen sowie aufsteigender Bestuhlung reduziert.
Das Haus sollte als Gastspieltheater für alle Sparten, aber auch für Konzerte und Filmvorführungen geeignet sein. Das stellte insbesondere für die Akustik und die Bühnentechnik eine große Herausforderung dar. Das Theater bietet 765 Plätze, davon 122 in den 13 Logen. Der Bühnenraum ist 22,50 Meter breit und 25,30 Meter tief, die Hauptbühne umfasst 315 Quadratmeter, die Seitenbühne 185 Quadratmeter. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 4,2 Millionen Mark.
Die verglaste, durch Rahmen aus eloxiertem Aluminium gegliederte Fassade des Zuschauerhauses orientiert sich zur Lüner Innenstadt. Von außen sind die dahinterliegen Treppenaufgänge zu erkennen, über die die Besucher das Foyer betreten. Die Seitenwände sind mit weißem Klinker verkleidet. Darüber erhebt sich der mit rotem Backstein verkleidete Bühnenturm.
Im Oktober 1958 wurde das Theater feierlich eröffnet. Die Einweihungsrede hielt der bekannte Schauspieler und Regisseur Heinz Hilpert, der mehrfach in Lünen gastiert hatte. Nach ihm ist das Theater seit 1966 benannt.
Zwar plante Graubner, die weiteren Funktionsbereiche wie Gaststätte und großen Saal später zu ergänzen. Das bauliche Ensemble wurde aber nie vollständig realisiert.
Gerhard Graubner entwarf auch die Ausstattung des Innenraums – vom Treppengeländer bis zu den Lampen. Mit seinen farblichen Kontrasten und der Verwendung hochwertiger Materialien sollte das Theater als Gesamtkunstwerk glänzen. Dazu zählte auch die Kunst am Bau, für die Graubner Künstler verschlug. Hermann Jünger und Kurt Mergenthal schufen die abstrakten Wandplastiken „Orpheus und die Tiere“ und „Orpheus und die Bäume“ an den Treppenaufgängen, die heftige Diskussionen hervorriefen. Weniger kritisch wurde 1961 die gegenständliche Bronzeskulptur von Gerhard Marcks aufgenommen. Auf dem Vorplatz steht seit 1984 die Aluminiumplastik „Aufstrebende Stadt“ von Ferdinand W. Just als Geschenk des VAW-Lippewerkes.