Wohn- und Geschäftshaus
Friedrich-Karl-Straße 4, 46045 Oberhausen
Der Gebäudekomplex mit Wohn- und Geschäftshaus ist ein anschauliches und gut erhaltenes bauliches Zeugnis der Architektur der späten 1950er sowie des verdichteten, innerstädtischen Wohnungsbaus dieser Zeit, der in Anlehnung an skandinavische und nordamerikanische Vorbilder in der Bundesrepublik erprobt wurde.
Das Ensemble befindet sich auf einem Eckgrundstück in Sichtweite des Oberhausener Hauptbahnhofes und besteht aus einem fünfgeschossigen und einem dreizehngeschossigen Baukörper. Der höhere Baukörper war zur Bauzeit das zweite Hochhaus der Stadt und korrespondiert in Form, Material und Farbe mit dem Markanten Wasserturm des Bahnhofsgebäudes.
Die städtebauliche markante Stellung des Hochhauses wird durch die farbliche und plastische Gestaltung seiner, dem Bahnhof zugewandten Fassade betont. Farblich wird die Fassade durch rote und gelbe Ziegel sowie durch 48 weiße Balkone geprägt. Die filigranen, vorgehängten Balkone stehen in einem spannungsvollen Kontrast zur vertikal gestaffelten Ziegelfassade. Auffällig sind auch die zwei Fensterbänder aus bunten Glaselementen, die der Belichtung der Treppenhäuser dienen und sich jeweils seitlich über die gesamte Höhe des Gebäudes erstrecken. Dach und Erdgeschoss des Gebäudes werden durch zeittypische, filigrane Dachüberstände akzentuiert.
Das Hochhaus enthielt zur Bauzeit 22 Zweiraumwohnungen und 60 Einraumwohnungen, die alle über einen eigenen Balkon verfügten. Auch Gebäudetechnisch hatte das Gebäude einen, für seine Bauzeit hohen Standard. Neben den zwei Treppenhäusern verfügte das Haus über einen Aufzug sowie über eine Müllschluckanlage und zentrale Waschmöglichkeiten im Keller. Beheizt wurde der Komplex mittels einer Fernheizung, die an die Stadtwerke Oberhausen angeschlossen war. Im Erdgeschoss wurden Ladengeschäfte vorgesehen.
Die Ladengeschäfte setzen sich im Erdgeschoss des südlich an das Hochhaus anschließenden, fünfgeschossigen Baukörper fort. In den vier Geschossen über der Ladenzeile befinden sich die 22 größere Wohnungen. Besonders auffällig an diesem Baukörper sind vor allem die weißen, gelochten Betonelemente, die in einem Schachbrettmuster über die Fassade verteilt sind. Hinter diesen Betonelementen befinden sich vier Laubengänge, über die ein Teil der Wohnungen erschlossen wird.
Seit der Fertigstellung des Gesamtkomplexes wurde die Bausubstanz nur mit geringem Aufwand bewirtschaftet. Daher weist sie heute einen erheblichen Sanierungsbedarf auf und leidet seit vielen Jahren unter einem negativen Image.
Bemerkenswert sind die künstlerischen und sozialen Aktivitäten, die dazu beitragen, das soziale Klima und das öffentliche Ansehen des Komplexes zu verbessern. Außerdem wird derzeit vom heutigen Eigentümer eine denkmalgerechte Sanierung geplant.