Musiktheater im Revier
Kennedyplatz, 45881 Gelsenkirchen
1959 eröffnete das Musiktheater im Revier, ein Gesamtkunstwerk aus Architektur, Bildender Kunst und Musik. Verantwortlicher Architekt war Werner Ruhnau, der sich gemeinsam mit Harald Deilmann, Ortwin Rave und Max von Hausen an dem 1954 ausgeschriebenen Wettbewerb beteiligt hatte. Deilmann verließ das Team noch vor der Realisierung.
Die Planung umfasste ein Großes Haus mit rund 1.000 Plätzen sowie ein Bühnenhaus mit Haupt- und Hinterbühne und zwei Seitenbühnen. Aus der ursprünglich vorgesehenen kleinen Probebühne entwickelte sich im Verlauf das Kleine Haus, das sich westlich an den Hauptbau anschließt. Über die nord-südliche ausgerichtete Ebertstraße in der Innenstadt läuft man direkt auf den axialsymmetrischen, quaderförmigen Baukörper zu, der eine starke visuelle und städtebauliche Marke darstellt.
Von Beginn an wurden bildende Künstler in die Gestaltung einbezogen. Vor allem das ultramarinblaue Schwammrelief von Yves Klein im Foyer und das weiße Betonrelief von Robert Adams auf dem Vorplatz prägen den Bau. Weitere Werke stammen von Norbert Kricke (Außenwand des Kleinen Hauses), Jean Tinquely (Foyer des Kleinen Hauses) und Paul Dierkes (Rundwand im Foyer des Großen Hauses). Während der Bauzeit wohnten und arbeiteten die Künstler und Architekten gemeinsam in einer „Bauhütte“, die in einer benachbarten ehemaligen Feuerwache eingerichtet wurde. Besucher konnten hier mit den Gestaltern ins Gespräch kommen und sich über die Projekte informieren.
Dieser demokratische Ansatz spiegelt sich auch in der Architektur selbst wider. Die große Glasfassade vor dem Betonskelett öffnet sich einladend zur Innenstadt. Ihre Transparenz und Offenheit symbolisiert, dass Kulturbauten in der jungen Bundesrepublik nicht mehr vorrangig für eine Bildungselite da waren, sondern für alle Menschen im Revier.
Im Inneren hoben die Architekten die traditionelle Trennung von Bühnen- und Zuschauerraum auf. Die verschiedenen Bereiche verschmelzen miteinander und bringen die Menschen vor und auf der Bühne zusammen.
Das Kleine Haus ist als multifunktionaler Raum für 350 Besucher angelegt und kann mit allen möglichen Formaten bespielt werden
Das MiR gilt als einer der bedeutendsten Theaterbauten der Nachkriegszeit. 1997 wurde es unter Denkmalschutz gestellt