Rathaus Dorsten
Halterner Straße 5, 46284 Dorsten
Der Gebäudekomplex an der Halterner Straße wurde 1954–56 als Verwaltungssitz des Amtes Hervest-Dorsten, bestehend aus der Stadt Groß-Dorsten und den fünf Gemeinden Altschermbeck, Erle, Lembeck, Rhade und Wulfen, erbaut. Seit der kommunalen Gebietsreform 1975 dient es als Rathaus der Stadt Dorsten.
Der Entwurf ging aus einem Wettbewerb hervor und stammt von der Architektengemeinschaft Stappmann und Karl-Heinz Schwirtz.
Der größte Baukörper des Ensembles ist der langestreckte, viergeschossige Verwaltungstrakt. Auffällig ist die horizontale Gliederung der Fassade und der leichte Knick des Baukörpers, an dem sich der Haupteingang des Rathauses befindet. Auf der Rückseite des Knicks schließt ein zweigeschossiger Baukörper an, der in der ersten Etage den Ratssaal beherbergt und darunter das Bürgerbüro (früher die Gaststätte „Ratsstuben“).
Durch die seitlichen Lochfassaden und die geschwungene Stirnseite hebt sich dieser Baukörper auch formal von den anderen Gebäuden ab. Auf diese Weise sollte die Trennung von Legislative und Exekutive architektonisch zum Ausdruck gebracht werden. Ebenfalls auf der Rückseite befindet sich der Zugang zum Keller, in dem sich früher Einrichtungen der Polizei inklusive Gefängniszellen und Obdachlosenunterkunft befanden sowie Küche, Werkstatt, Archiv und Tresor.
Diese Strukturen sind zum Teil noch heute erkennbar. Westlich des Verwaltungstraktes liegt ein weiterer, eigenständiger Baukörper. Er beherbergt ursprünglich die Stadtbibliothek und später die städtische Druckerei. Heute wird er durch den Verein Cornelia Funke genutzt. Aufgeständert auf schlanke Betonschotten, „schwebt“ dieser Baukörper über dem Gelände und ist nur durch ein filigranes Betondach mit dem Verwaltungstrakt verbunden.
Das gesamte Ensemble ist mit rotem Klinker und geringen Mengen gelben Klinker versehen, wobei die Mischung beider Farbtöne variiert und jedem Baukörper seine eigene Färbung gibt. So wird auf subtile Weise Zusammengehörigkeit und Eigenständigkeit der einzelnen Gebäude zum Ausdruck gebracht.
Der Komplex ist ein Musterbeispiel für ein Rathaus der Nachkriegszeit. Die Asymmetrie der Gesamtanlage, ihre lockere Einbettung in das städtische und landschaftliche Umfeld sowie die Auflösung des Rathauses in verschiedene Baukörper ist ein klarer Bruch mit der Monumentalität älterer Verwaltungsbauten und spiegelt das Ansinnen der damaligen Zeit, eine Architektursprache für die noch junge, demokratische Gesellschaft zu entwickeln. 2018 wurde das Ensemble (ohne Gesundheitshaus) unter Denkmalschutz gestellt.