FAKT-Tower
Am Thyssenhaus 1, 45128 Essen
In den 1950er Jahren entstand ein Hochhausgürtel im Süden der Innenstadt, mit dem sich Essen als moderner Wirtschaftsstandort präsentieren wollte. Neben dem RWE-Gebäude und dem Postscheckamt prägt das Rheinstahlhochhaus diese Silhouette.
Nach der Neustrukturierung der Rheinstahl AG nach dem Zweiten Weltkrieg war der bisherige Sitz, das Arenberghaus, zu klein geworden. Ein größerer Neubau auf dem gleichen Grundstück sollte errichtet werden. Aus einem 1956 ausgeschriebenen Wettbewerb unter zehn Architekten ging der Dortmund Albert Peter Kleinwort als Gewinner hervor. Bei der Planung und Ausführung unterstützte ihn Hanns Dustmann, der später auch das RWE-Haus entwarf.
Die Bauarbeiten starteten 1958 zunächst mit der Errichtung einer Großgarage mit Wendelrampe. Zudem gab es eine Tankstelle, eine Waschanlage und eine Werkstatt. Um den Gefahren durch Bergschäden vorzubeugen, wurde das Gebäude mit tiefen Betonpfählen im Felsengrund und einem torsionssteifen Hohlkasten-Fundament stabilisiert. Im Oktober 1959 erfolgte die Grundsteinlegung für das Hochhaus, im Mai 1961 konnte die Rheinstahl AG es beziehen.
Das Rheinstahlhaus ist im International Style errichtet und amerikanischen Hochhäusern nachempfunden. Mit dieser repräsentativen Architektursprache zeigte der Bauherr sich als Unternehmen von Weltrang.
Das fast 77 Meter hohe Haus verfügt über rund 16.000 Quadratmeter Bürofläche auf 22 Etagen. In den ersten 18 befinden sich Büros mit einer einheitlichen Tiefe von 5,3 Meter, die über einen Mittelgang erschlossen werden. Im 19. Obergeschoss liegen vier Sitzungssäle, im 20. der Speisesaal, darüber das Kasino und die Küche.
Es ist in Stahlskelettbauweise errichtet mit einem inneren Stahlbetonkern, der die Fahrstühle und Treppenhäuser umschließt. Insgesamt wurden 1064 Tonnen Stahl für die Stahlkonstruktion und 205 Tonnen Stahl für das Kernbauwerk verbaut.
Die vertikalen Achsen der Fassade werden durch Edelstahlprofile begrenzt, zwischen denen vierachsige Reihen von Stahlfenstern mit Brüstungen aus dunklem Naturstein liegen. Die größeren Raumhöhen des 19. und 20. Obergeschosses zeichnen sich außen in der stärkeren Unterteilung der Fenster ab.
1963 kam ein 7-geschossiger Verwaltungsbau anstelle des abgerissenen Arenberghauses hinzu. Eine Brücke verbindet beide Gebäude.
Nach der Übernahme durch die August-Thyssen-Hütte 1976 wurde das Rheinstahlhaus zum Thyssenhaus. Nach dem die Thyssen-Mitarbeiter 2014 ihr neues Hauptquartier im Westviertel bezogen hatten, wurde das Haus 2015 an die FAKT AG verkauft und trägt seitdem den Namen FAKT Tower. Im gleichen Jahr wurde der Gebäudekomplex unter Denkmalschutz gestellt.
Im Zuge einer Kernsanierung 2016/2017 wurden die ursprünglichen Natursteinrahmen der Fassade durch Aluminium ersetzt. Die Konferenz-Etage im 19. Stockwerk sowie das Foyer blieben erhalten. Alle anderen Räume wurden im Hinblick auf technische Ausstattung und Brandschutz modernisiert