Scharounschule
Westfalenstraße 68a, 45770 Marl
Neben der Geschwister-Scholl-Schule in Lünen ist die Schule an der Westfalenstraße in Marl eine der beiden einzigen realisierten Schulbauten des Architekten Hans Scharoun.
Für das damals neue Siedlungsgebiet Drewer-Süd sollte Scharoun im Auftrag des Marler Bürgermeisters Rudolf-Ernst Heiland eine Volksschule entwerfen. Den Prinzipien der organischen Architektur entsprechend entwickelte er den Bau aus seinen inneren Anforderungen heraus.
Zwischen 1964 und 1970 wurde der Gesamtkomplex mit einer Aula für 522 Personen, einer Turnhalle und 20 Klassenräumen realisiert. Der Schulbetrieb begann schon 1968 mit der Fertigstellung des ersten Bauabschnitts.
Das Zentrum der Anlage bildet die große Aula, die sich mit den aufsteigenden Sitzreihen im Innern in ihrer Höhe deutlich über die anderen Gebäudeteile erhebt. Zur gleichen Zeit wie Scharouns berühmte Berliner Philharmonie entstanden, besticht sie durch ihre herausragende Akustik.
Von der Aula ausgehend ragen fünf Gebäudeflügel sternförmig nach außen. Die eingeschossigen, wabenförmig angeordneten Klassenbereiche, die sogenannten Schulwohnungen, beinhalten neben dem Klassenraum auch einen Gemeinschaftsraum und einen Bereich für Freiluftunterricht sowie Garderobe und Sanitärbereich. Der Klassenverband sollte so auch eine räumliche Stärkung erfahren. Scharoun setzte in der besonderen Architektur der Schule ein pädagogisches Konzept um, das die Schüler konsequent in den Mittelpunkt stellt, allerdings für Unter-, Mittel- und Oberstufe unterschiedliche Lernbedingungen vorsieht.
2004 wurde die Scharounschule unter Denkmalschutz gestellt. Aus wirtschaftlichen Gründen wurden wenig später ein Umbau zu Seniorenwohnungen, aber auch der Abriss in Erwägung gezogen. Daraufhin schlossen sich 2006 Architekten, Stadtplaner, Denkmalschützer sowie engagierte Bürger zu einem Initiativkreis zusammen, um die Schule mit Unterstützung der Stadt Marl als architekturgeschichtlich wertvolles und schulisch genutztes Gebäude dauerhaft zu erhalten. Durch ihren Einsatz konnte die Schule zwischen 2010 und 2015 saniert werden. Heute beherbergt der Bau die Grundschule "Aloysiusschule" und die städtische Musikschule.