St. Suitbert
Klapperstraße 72, 45277 Essen
St. Suitbert ist eine der Gemeindekirchen der katholischen Pfarrei St. Josef Ruhrhalbinsel inmitten der Wohnsiedlung Überruhr-Holthausen im Essener Süden. Ihr Vorgänger war eine 1960 von den Gemeindemitgliedern selbsterrichtete Notkirche. 1961 erhielten der Architekt Josef Lehmbrock und der Bauingenieur Stefan Polónyi den Auftrag für einen Neubau mit Pfarrzentrum und Kindergarten. Der Spatenstich erfolgte im September 1963. Im April 1966 wurde die Kirche geweiht. Neben der Kirche befindet sich ein Stahlgerüst mit einer kleinen Bronzeglocke – ein vom Architekten geplanter Glockenturm mit Verbindungsbau zur Kirche wurde aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt.
St. Suitbert vereint die nüchterne Betonästhetik Lehmbrocks mit Polónyis kühnen Tragwerksstrukturen. Auf dem Grundstück ein wenig zurückversetzt und in ihrer Höhe die umliegende Bebauung kaum überragend hebt sich die Kirche allein durch ihre außergewöhnliche plastische Form ab. Die Dachschale ist eine freitragende und nur wenige Zentimeter dicke Betonschalenkonstruktion. Als hyperbolischer Paraboloid ist sie eine zweifach gekrümmte Sattelfläche, die den Kirchraum wie ein Zelt mit einer Weite von 31x22 Metern überspannt. Die gesamte Dachlast tragen die beiden massiven Wände an den Schmalseiten des Baus, die sich hier im elliptischen Grundriss nach innen wölben.
Die „gefalteten“ Wände an den Längsseiten hingegen sind nicht tragend und untereinander durch schmale Glasstreifen verbunden. Zur Mitte hin nimmt die Breite und Höhe der Betonstreifen zu und betont so den Altarbereich. Der ursprüngliche Sichtbeton wurde nachträglich weiß verputzt.
Die schmalen Lichtbänder zwischen den Wandelementen laufen unter der Dachschale weiter und lassen diffuses Tageslicht einfallen.
Im Inneren spiegelt sich die liturgische Reform der 1960er Jahre wider. Der Altar ist zwar das zentrale, baulich betonte Element, durch die fächerförmige Anordnung der Bänke wird die Gemeinde aber in den Gottesdienst einbezogen.
Die ursprünglich sparsame Ausstattung – Altar, Ambo und Tabernakel aus Marmor – entwarf Architekt Lehmbrock. In den beiden starken Wänden der Widerlager ist je ein Beichtstuhl untergebracht.
Erst im Zuge der Renovierung 1988–1990 kommen ein Holzkreuz, der Kreuzwegzyklus und ein Osterleuchter des Künstlers Willi Dirx hinzu. Außerdem wird eine halbrunde Mauerschale zwischen Eingangswand und nördlicher Stützwand errichtet, in der eine Marienikone aufgestellt wird. Auf der gegenüberliegenden Seite wird ein weiterer Beichtstuhl ergänzt. Über dem Eingangsbereich entsteht eine Chorempore.
Der Steinplattenboden wird durch Kopfholzpflaster ersetzt und die Innenwände mit einer neuen Farbgebung versehen, die der Architektur die typische Sichtbetonungästhetik nimmt.