Thomaskirche
Surkampstraße 31, 45891 Gelsenkirchen
Die Thomaskirche liegt in Gelsenkirchen Buer-Erle und wurde von 1964-65 von Albrecht Egon Wittig und Fred Janowski erbaut. Die Stadtteilentwicklung war durch Suburbanisierung und Aufgliederung der Gemeinden geprägt, was sich in dem relativ kleinen Kirchbau, der als Ersatz für die bisherige „Ladenkirche“ unter der Pfarrwohnung notwendig wurde, wiederspiegelt.
Trotz ihres geringen Ausmaßes stellte die Thomaskirche Mitte der 1960er Jahre mit ihrer strengen kristallinen Sonderform einen hochmodernen Baukörper dar, dessen städtebauliche Wirkung noch heute sehr prägnant ist. Während der östliche Gebäudeabschluss als eine bugartige Spitze, in die ein Glockengeschoss integriert wurde, ausgeformt ist, wurde die westliche Spitze zugunsten des Haupteingangs senkrecht “abgeschnitten“. Über einem fünfeckigen Grundriss erhebt sich eine mit schmalen verglasten Betonlamellen ausgebildete Sockelzone, welche im Norden und Süden ansteigend angeordnet ist. Die obere Zone ist weitestgehend geschlossen und seit 1989 mit einer dunklen Kupferverkleidung versehen.
Im Inneren erstreckt sich der weiträumige Kirchsaal über einem nahezu quadratischen Grundriss mit diversen Eckeinbauten und Abschrägungen im westlichen Foyer, über dem eine schwebend wirkende Orgelempore eingestellt ist. Im Osten befindet sich räumlich abgetrennt hinter einer ausgestalteten Betonwand die Sakristei sowie der Aufgang zum Glockengeschoss. Eine segelartig gefaltete, abgehängte Decke, weiß gestrichenen Wände und ein dunkler Granitboden komplettieren zusammen mit den ebenfalls von den Architekten entworfenen Prinzipalstücken den Raumeindruck. Die östliche Rückwand wurde von Heinz Nickel mit kubischen Betonelementen gestaltet und erscheint je nach Lichteinfall als Kreuzform. Ein kleines Relief mit dem Schutzpatron der katholischen Nachbarkirche St. Suitbert im Vorraum steht als Zeichen ökumenischer Verbundenheit.
Die Thomaskirche spiegelt die Experimentierfreudigkeit der beiden Architekten in ihren verschiedenen Grund- und Aufrissen sowie in den zum Teil diagonal genutzten quadratischen Räumen wieder. Die dreiteilig um eine liturgische Zone, mit zentriertem Taufbecken sowie leicht erhöhten Altar und Kanzel vor der östlichen Rückwand, angeordneten Bänke, zeigen die bewusste Abkehr eines liturgisch-hierarchischen Konzepts hin zu einem auf die Gemeinde ausgelegten, baulich realisierten Gesamtkunstwerk. Damit gehört die denkmalgeschützte Thomaskirche zu den Höhepunkten evangelisch-kirchlichen Bauens in den 1960er Jahren im Bereich der Evangelischen Kirche von Westfalen.