Bochum
Aus Anlass des zunehmenden nationalen Chauvinismus in vielen Ländern in und außerhalb Europas beschäftigt sich Christoph Marthaler in seiner Kreation für die Ruhrtriennale 2019 mit dem Verlust von Demokratie. Vom 21. AUG - 01. SEP verwandelt der Regisseur des Musiktheaters das Auditorium Maximum der Ruhr-Universität Bochum in ein Weltparlament, in dem die Zuschauer*innen aus der Gegenwart und einer erkennbaren Zukunft auf ein zerstörtes Europa blicken. Das musikalische Zentrum des Projektes ist den aus Prag und Wien vertriebenen Komponisten wie Pavel Haas, Viktor Ullmann, Alexandre Tansman, Józef Koffler, Erwin Schulhoff, Gideon Klein, Szymon Laks und Erich Wolfgang Korngold gewidmet. Sie wurden deportiert, ermordet oder gingen in die Emigration. Die Musik erklingt in einem imaginierten Parlament, in dem Abgeordnete dokumentierte Reden aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, der Gegenwart und der nahen Zukunft halten, die katastrophale Zivilisationsbrüche bezeugen.
Das Auditorium Maximum wurde für die neu gegründete Ruhr-Universität Bochum zu Beginn der 1970er Jahre gebaut. Seine Architektur enthält ein utopisches Versprechen. Mit dem großen, kreisrunden Forum hat man sich eine gemeinsame, hierarchielose Öffentlichkeit gewünscht. Von diesem Wunsch hat sich unsere Gesellschaft weiter denn je entfernt, und die Energie, die einen solchen Wunsch formuliert, wird derzeit europa- und weltweit von korrupten Eliten instrumentalisiert. Als die Bochumer Universität gegründet wurde, hatten die ersten Zechenschließungen bereits begonnen. Bildung und Teilhabe für alle waren die neue Zukunftsenergie und haben die Ruhr-Universität Bochum zu einer der interessantesten der Republik gemacht.
Die Kreation von Christoph Marthaler entsteht in einer Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum. Sie wird begleitet von einem Symposium, in dem vor Beginn der Ruhrtriennale hiesige Wissenschaftler*innen und internationale Gäste gemeinsam mit dem Publikum über die Krisen der Repräsentation nachdenken.
EINFÜHRUNG UND BESONDERE INFORMATIONEN
Einführung jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn.
Künstler*innengespräch am 22. August im Anschluss an die Vorstellung.
Eine Produktion der Ruhrtriennale. In Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum.
Sprachinformation: Deutsch mit englischen Übertiteln.
Tickets & weitere Informationen gibt es unter ruhr3.com/marthaler.